Das Genre ist die Gattung, also die Art der Welt, in der deine Geschichte spielt. Die Schreibtrainerin Dr. Anette Husmann teilt Romane in folgende Genres ein:
Kriminalroman, Thriller, Liebesroman, Science Fiction, Fantasy, Horror, Historische Romane, Gesellschaftsromane, Entwicklungsroman, Familienroman, Reiseroman und Abenteuerroman (hier ihre Genre-Übersicht).
Wikipedia definiert das Genre als eine Klassifikation, mit der Literatur nach Motivation und Thema des künstlerischen Inhalts eingeteilt wird.
Büchermonitor: SplendidResearch zeigt auf, was die Deutschen 2017 am liebsten lasen.
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Du kannst dir auch das ganze Arbeitsheft herunterladen.
Stell deiner Klasse dein Lieblings-Genre in 5 Minuten vor:
Präsentier auf einem Plakat oder in einem Power-Point die typischen Inhalte deines Genres. Zeig mit einem gelesenen Roman, warum dieses in dein gewähltes Genre gehört.
Stell deiner Klasse dein Lieblings-Genre in einem fünfminütigen Film vor:
Präsentier in einer selbst gewählten Darstellung die typischen Inhalte deines Genres. Zeig mit einem gelesenen Roman, warum dieses in dein gewähltes Genre gehört.
Schau dir den Kurzfilm „Alma“ an. Welchem Genre gehört er an?
Krimi? Thriller? Liebesfilm? Science Fiction? Fantasy? Horror? Historischer Film? Gesellschaftsfilm? Entwicklungsgeschichte? Familiengeschichte? Reisegeschichte? Abenteuerfilm? Actionfilm?
Die Lösung findest du auf Wikipedia (engl.) im ersten Satz.
Annette Huesmann gibt im Buch "Buchgenres kompakt: Handbuch der Genres von Actionthriller bis Zeitgeschehen“ einen ausführlichen Überblick über Genres und Subgenres und deren Entstehungsgeschichte mit zahlreichen Beispielen.
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Büchermonitor: Was lasen die Deutschen 2017 am liebsten?
Buch-Genre Übersicht von Annette Huesmann.
Basis-Emotionen der Masken:
Trauer, Erstaunen, Freude,
Ekel, Wut, Angst.
Es fehlt die Verachtung.
Schon Charles Darwin erkannte, dass Tiere wie Menschen mit ihren Gesichtern Gefühle ausdrücken. Aber er war sich nicht sicher, ob diese angeboren sind. Der Anthropologe Paul Ekman forschte in den 60er-Jahren in Papua-Neuguinea und beschrieb sieben Grund-Emotionen, die angeboren sind: Er machte Fotos von westlichen Menschen, die durch ihre Mimik ein Gefühl zeigten. Dann zeigte er diese Fotos den Ureinwohnern im Regenwald, die noch keinen Kontakt mit Medien hatten. Weitere Forschung zeigte, dass weltweit Befragte diverser Kulturen folgende sieben Emotionen erkennen:
Diese Emotionen werden weltweit von fast allen Menschen in gleicher Weise durch die Mimik erkannt und auch ausgedrückt. Sogar taub-stumm-blinde Kinder zeigen diese Emotionen mit der dazugehörigen Mimik, obwohl sie keine Gelegenheit hatten, diese abzuschauen.
von oben links nach rechts: Freude, Trauer, Wut, Ekel,
Erstaunen, Angst, neutrales Gesicht, Verachtung
Emotionen können Konflikte auslösen und hängen dadurch stark zusammen:
In einer Geschichte können Autorinnen und Autoren Emotionen einsetzen, um Konflikte aufzubauen, denn die Lesenden können Emotionen nachfühlen und Handlungen dadurch meistens nachvollziehen.
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Definition von “Konflikt” (Wikipedia)
(von lat. confligere, „zusammentreffen, kämpfen“; PPP: conflictum)
Von einem Konflikt spricht man, wenn
Interessen, Zielsetzungen oder Wertvorstellungen
von Personen, gesellschaftlichen Gruppen, Organisationen oder Staaten
nicht miteinander vereinbar sind oder erscheinen (Intergruppenkonflikt).
Dabei unterscheidet man
die Konfliktstruktur
die den Konflikt begleitenden Gefühle (z.B. Wut, Angst, Trauer)
das konkreten Konfliktverhalten (z.B. tätliche Aggression)
Beantworte folgende Fragen auf deinem Arbeitsblatt oder im Arbeitsheft:
1. Was löst bei dir einen Konflikt aus?
2. Welche Gefühle hast du dabei?
3. Wie reagierst du darauf?
Kannst du die verschiedenen Gefühls-Wörter den entsprechenden Emotionen zuordnen? Klick in der LearningApp im rechten oberen Ecken auf die roten Pfeile, um das Fenster zu vergrössern.
Kannst du die verschiedenen Gefühls-Bilder den entsprechenden Emotionen zuordnen? Klick in der LearningApp im rechten oberen Ecken auf die roten Pfeile, um das Fenster zu vergrössern.
Der Psychologe und Anthropologe Paul Ekman stellt seine Forschung zu den sieben Basis-Emotionen vor.
Mit zahlreichen Fotos werden die verschiedenen Ausprägungen der Emotionen dargestellt.
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Erfinde zwei Hauptfiguren, die miteinander in einem Konflikt stehen, zum Beispiel ein Mann und eine Frau in einer Liebesgeschichte oder die Kommissarin und der Verbrecher in einem Krimi. Lade dir dafür den Steckbrief und die Gegensatz-Skizze herunter.
Körperbau
groß, riesig, klein, schmächtig, winzig, breit, mollig, dick, fett, schmal, schlank, dünn, mager, hager, dürr, jung, alt
Gesicht
rund, oval, länglich, spitz, blass, rosig, sonnengebräunt, zart, kantig, eckig
Augen, Wimpern, Augenbrauen
blau, braun, grün, grau, bernsteinfarbig, hell, dunkel, leuchtend, matt, groß, klein, rund, schal, mandelförmig, katzenartig, tiefliegend, hervorstehend, lang, dicht, gezupft, schmal, breit, buschig,
Haare/Frisur
hellblond, blond, dunkelblond, braun, schwarz, rot, grau, gesträhnt, hell, dunkel, leuchtend, glänzend, matt, struppig, rauh, schütter, dicht, dünn, gegeelt, kurz, aufstehend, gestylt, schulterlang, lang, gebunden, glatt, lockig, gestuft, modisch,
Nase
stupsig, knollig, lang, kurz, gerade, leicht gebogen, hakig, adlerförmig,
Mund
groß, klein, schmal, breit, dick, voll
Ohren
groß, klein, lang, kurz, breit, schmal, anliegend, leicht abstehend, segelförmig
Kleidung
auffallend, modern, altmodisch, bequem, chic, cool, elegant, neu, teuer, spottbillig, bunt, dreckig, hübsch, fesch, sauber, schäbig, schön, schräg, schrill, erotisch, sexy,
Positige (gute) Eigenschaften
lustig, fröhlich, nett, höflich, fleißig, freundlich, pünktlich, brav, ruhig, ordentlich, mutig, liebenswert, ehrlich, eifrig, fein, großzügig, gescheit, cool, herzlich, hübsch, intelligent, schlau, interessant, kräftig, stark, lieb, anständig, artig, schüchtern, selbstständig, sportlich, tüchtig, verlässlich, vornehm, weise
Negative (schlechte) Eigenschaften
unpünktlich, unfreundlich, schlimm, laut, müde, böse, trotzig, traurig, schlampig, faul, zornig, unhöflich, furchtsam, böse, dumm, einfältig, verlogen, feig, frech, geizig, gemein, grob, habgierig, hässlich, lästig, nachtragend, schäbig, streng, unverbesserlich, verrückt, verwahrlost, vorlaut, wild, zerstreut,
Mehr Adjektivezu Charakter-Eigenschaften findest du unter:
charaktereigenschaften.miroso.de
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Zeichne mit Hilfe der Stichworte eine Person. Während du zeichnest, kannst du auch immer wieder Ideen in den Steckbrief schreiben.
Mehr Infos zum Zeichnen findest du unter www.zeichnen-lernen.net.
Schau dir die Zusammenfassung der 10 befriedigensten Schurken-Tode in Disney-Animationsfilmen an. Kannst du den Bösewichten passende Adjektive zuordnen? Passt der Tod zu den Eigenschaften des Schurken oder gäbe es eine passendere Art, diesen zu besiegen?
Isa Schikorsky gibt einen Überblick über Grundtypen von Figuren und deren Entwicklung für den Erzählprozess. Ebenso spricht sie die Erzählperspektive an und gibt Tipps, wie Autor*innen ihre Figuren denken und sprechen lassen können.
Mehr Infos auf Amazon.
Noch mehr Charakter-Eigenschaften:
charaktereigenschaften.miroso.de
Der Filmregisseur Jean-Luc Godard sagte: "Jede Geschichte hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, aber nicht zwingend in dieser Reihenfolge.“ Denn Geschichten auf der ganzen Welt sind in der Regel ähnlich aufgebaut, um Spannung aufzubauen:
Anfang = Exposition
In der Exposition werden alle wichtigen Personen (Figuren) unter normalen Umständen vorgestellt, so dass du sie in ihrer üblichen Umgebung kennenlernst.
Mitte = Konfrontation (Hauptteil)
Die Konfrontation ist der Hauptteil der Geschichte. Ab dem Wendepunkt reagiert der Held/die Heldin auf ein Problem und kämpft ab dem Mittelpunkt aktiv für seine/ihre Sache, bis der Höhepunkt das grösste Problem auflöst.
Auflösung
In der Auflösung werden die Figuren wieder in ihr normales Leben entlassen, damit die Geschichte abgerundet wird. Das Ende wird teilweise auch in einem „Epilog“ aufgelöst, der Monate oder Jahre später stattfindet und aufzeigt, was aus den Protagonist*innen geworden ist.
Folgende drei Handlungs-Punkte ändern die Dynamik einer Geschichte:
Wendepunkt
Der Wendepunkt ist der Start in deine Geschichte. Hier wird die Hauptfigur in die Handlung hineingeworfen so wie Harry Potter, der die Einladung aus Hogwarts erhält und dadurch in seinem Weltbild gehörig durchgeschüttelt wird.
Mittelpunkt
Am Mittelpunkt wird die Hauptfigur aktiv und beginnt für ihre Sache selber zu kämpfen so wie Katniss (Tribute von Panem), die einen Pfeilbogen erbeutet und sich dadurch wehren kann, also aktiv handlungsfähig wird.
Höhepunkt
Während dem Höhepunkt muss das grösste Problem gelöst werden. Dies ist der „Show-Down“, wo Held/-in auf Bösewicht trifft und den letzten Kampf austrägt, so wie der Jäger, der den Wolf erschiesst und das Rotkäppchen rettet. Oder das grösste Drama auf die beiden Liebenden trifft und fast zu einer Trennung führt, bevor das Missverständnis doch noch aufgedeckt wird. Oder wo die Kommissarin das Verbrechen löst und den Kriminellen hinter Gitter bringt.
Lade folgendes Arbeitsblatt mindestens 2x herunter: Struktur-Skizze.
Nun schreibe du deine Handlungs-Ideen auf dem ersten Blatt mit Bleistift auf.
Was könnte
1. ein Wendepunkt
2. was ein Mittelpunkt
3. was ein Höhepunkt deiner Geschichte sein?
Was für Ereignisse könnten dazwischen helfen, dass der Held oder die Heldin auf die Handlungs-Punkte hinsteuert?
Notiere alle Ideen und schreib diese auf einem zweiten Blatt ins Reine. Denk dran, dass du jederzeit Ideen wieder ändern kannst, nichts ist in Stein gemeisselt.
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Lies einen Roman oder nimm einen Lieblings-Roman, den du früher gelesen hast. Lade dir folgendes Arbeitsblatt herunter: Roman-Analyse.
Suche den Wendepunkt, Mittelpunkt und Höhepunkt der Geschichte und schreibe die Seitenzahlen deines Buches dazu. Beschreibe kurz, was bei diesen Handlungs-Punkten passiert und fasse auf der nächsten Seite dein Buch zusammen.
Drei Akte und Wendepunkte machen Erzählungen spannend! Suche im folgenden Märchen “Dornröschen” :
Exposition, Konfrontation, Ausklang, Wendepunkt, Mittelpunkt und Höhepunkt.
Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag: "Ach, wenn wir doch ein Kind hätten!" und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade sass, dass ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch und zu ihr sprach: "Dein Wunsch wird erfüllt werden, ehe ein Jahr vergeht, wirst du eine Tochter zur Welt bringen."
Was der Frosch gesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, dass der König vor Freude sich nicht zu lassen wusste und ein grosses Fest anstellte. Er ladete nicht bloss seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wären. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, so musste eine von ihnen daheim bleiben.
Das Fest ward mit aller Pracht gefeiert, und als es zu Ende war, beschenkten die weisen Frauen das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichtum, und so mit allem, was auf der Welt zu wünschen ist. Als elfe ihre Sprüche eben getan hatten, trat plötzlich die dreizehnte herein. Sie wollte sich dafür rächen, dass sie nicht eingeladen war, und ohne jemand zu grüssen oder nur anzusehen, rief sie mit lauter Stimme: "Die Königstochter soll sich in ihrem fünfzehnten Jahr an einer Spindel stechen und tot hinfallen." Und ohne ein Wort weiter zu sprechen, kehrte sie sich um und verliess den Saal. Alle waren erschrocken, da trat die zwölfte hervor, die ihren Wunsch noch übrig hatte, und weil sie den bösen Spruch nicht aufheben, sondern nur ihn mildern konnte, so sagte sie: "Es soll aber kein Tod sein, sondern ein hundertjähriger tiefer Schlaf, in welchen die Königstochter fällt."
Der König, der sein liebes Kind vor dem Unglück gern bewahren wollte, liess den Befehl ausgehen, dass alle Spindeln im ganzen Königreiche verbrannt werden. An dem Mädchen aber wurden die Gaben der weisen Frauen sämtlich erfüllt, denn es war so schön, sittsam, freundlich und verständig, dass es jedermann, er es ansah, lieb haben musste. Es geschah, dass an dem Tage, wo es gerade fünfzehn Jahr alt ward, der König und die Königin nicht zu Haus waren, und das Mädchen ganz allein im Schloss zurückblieb. Da ging es allerorten herum, besah Stuben und Kammern, wie es Lust hatte, und kam endlich auch an einen alten Turm. Es stieg die enge Wendeltreppe hinauf, und gelangte zu einer kleinen Türe. In dem Schloss steckte ein verrosteter Schlüssel, und als es umdrehte, sprang die Türe auf, und sass da in einem kleinen Stübchen eine alte Frau mit einer Spindel und spann emsig ihren Flachs.
"Guten Tag, du altes Mütterchen," sprach die Königstochter, "was machst du da?" - "Ich spinne," sagte die Alte und nickte mit dem Kopf ."Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?" sprach das Mädchen, nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt, so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach sich damit in den Finger. In dem Augenblick aber, wo sie den Stich empfand, fiel sie auf das Bett nieder das da stand, und lag in einem tiefen Schlaf.
Und dieser Schlaf verbreite sich über das ganze Schloss: der König und die Königin, die eben heimgekommen waren und in den Saal getreten waren, fingen an einzuschlafen und der ganze Hofstaat mit ihnen. Da schliefen auch die Pferde im Stall, die Hunde im Hofe, die Tauben auf dem Dache, die Fliegen an der Wand, ja, das Feuer, das auf dem Herde flackerte, ward still und schlief ein, und der Braten hörte auf zu brutzeln, und der Koch, der den Küchenjungen, weil er etwas versehen hatte, in den Haaren ziehen wollte, liess ihn los und schlief. Und der Wind legt sich, und auf den Bäumen vor dem Schloss regte sich kein Blättchen mehr. Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward, und endlich das ganze Schloss umzog und darüber hinauswuchs, dass gar nichts davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf den Dach.
Es ging aber die Sage in dem Land von dem schönen schlafenden Dornröschen, denn so ward die Königstochter genannt, also dass von Zeit zu Zeit Königssöhne kamen und durch die Hecke in das Schloss dringen wollten. Es war ihnen aber nicht möglich, denn die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmerlichen Todes.
Nach langen Jahren kam wieder einmal ein Königssohn in das Land, und hörte, wie ein alter Mann von der Dornenhecke erzählte, es sollte ein Schloss dahinter stehen, in welchem eine wunderschöne Königstochter, Dornröschen genannt, schon seit hundert Jahren schliefe, und mit ihr der König und die Königin und der ganze Hofstaat. Er wusste auch von seinem Grossvater, dass schon viele Königssöhne gekommen wären und versucht hätten, durch die Dornenhecke zu dringen, aber sie wären darin hängengeblieben und eines traurigen Todes gestorben. Da sprach der Jüngling: "Ich fürchte mich nicht, ich will hinaus und das schöne Dornröschen sehen." Der gute Alte mochte ihm abraten, wie er wollte, er hörte nicht auf seine Worte. Nun waren aber gerade die hundert Jahre verflossen, und der Tag war gekommen, wo Dornröschen wieder erwachen sollte. Als der Königssohn sich der Dornenhecke näherte, waren es lauter grosse schöne Blumen, die taten sich von selbst auseinander und liessen ihn unbeschädigt hindurch, und hinter ihm taten sie sich wieder als Hecke zusammen. Im Schlosshof sah er die Pferde und scheckigen Jagdhunde liegen und schlafen, auf dem Dach sassen die Tauben und hatten das Köpfchen unter den Flügel gesteckt. Und als er ins Haus kam, schliefen die Fliegen an der Wand, der Koch in der Küche hielt noch die Hand, als wollte er den Jungen anpacken, und die Magd sass vor dem schwarzen Huhn, das sollte gerupft werden.
Da ging er weiter und sah im Saale den ganzen Hofstaat liegen und schlafen, und oben bei dem Throne lag der König und die Königin. Da ging er noch weiter, und alles war so still, dass einer seinen Atem hören konnte, und endlich kam er zu dem Turm und öffnete die Türe zu der kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief. Da lag es und war so schön, dass er die Augen nicht abwenden konnte, und er bückte sich und gab ihm einen Kuss.
Wie er es mit dem Kuss berührt hatte, schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte, und blickte ihn ganz freundlich an. Da gingen sie zusammen herab, und der König erwachte und die Königin und der ganze Hofstaat, und sahen einander mit grossen Augen an. Und die Pferde im Hof standen auf und rüttelten sich; die Jagdhunde sprangen und wedelten; die Tauben auf dem Dache zogen das Köpfchen unterm Flügel hervor, sahen umher und flogen ins Feld; die Fliegen an den Wänden krochen weiter; das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte und kochte das Essen; der Braten fing wieder an zu brutzeln; und der Koch gab dem Jungen eine Ohrfeige, dass er schrie; und die Magd rupfte das Huhn fertig.
Und da wurde die Hochzeit des Königssohns mit dem Dornröschen in aller Pracht gefeiert, und sie lebten vergnügt bis an ihr Ende.
Stephan Waldscheidt konzentriert sich in seinem Buch „Plot-Struktur“ auf die Optimierung der Handlung (Plot). Zahlreiche Tipps und Tricks helfen Autor*innen, während der Planung, dem Schreiben und der Überarbeitung die Struktur ihres Romans zu verbessern.
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Struktur-Tipps für Autor*innen von Stephan Waldscheidt.